#55 Führung unter Druck |Trennungskultur | Authentizität

Shownotes

🎙️ In dieser Folge von Führen mit Herz und Verstand spricht Normen Ulbrich mit Pascal Ziehm, Führungskraft mit Erfahrung aus Politik, Polizei und Gesundheitswesen, über die Kraft von Vertrauen, Haltung und Klarheit in der Führung – gerade dann, wenn es schwierig wird.

Pascal gewährt tiefe Einblicke in seinen Führungsalltag zwischen Ministerien, Krisenkommunikation und kulturellem Wandel. Er erzählt von Entscheidungen unter Druck, verletzlichem Vertrauen, dem Aufbau starker Teams – und wie ihn Werte wie Verlässlichkeit, Mut und Menschlichkeit bis heute leiten.

🔑 Themen dieser Episode:

Was militärische Führung mit moderner Teamführung zu tun hat – und was nicht

Warum Vertrauen kein Bonus ist, sondern Führung überhaupt erst möglich macht

Wie Leitbilder in Organisationen wirken (oder eben nicht)

Carte Blanche statt Mikromanagement – wie gute Führung Spielräume schafft

Warum Pascal sagt: „Ich kann nur alles geben – oder eben nichts“

Der Umgang mit schmerzhaften Trennungen und der Mut, neu anzufangen

Familienzeit, Führungsverantwortung und der Mensch hinter der Rolle

🧩 Für wen ist diese Folge spannend?

Für Führungskräfte, die ihre Rolle mit Haltung und Reflexion leben

Für Kommunikationsprofis, die wissen: Kultur beginnt im Team

Für Menschen, die schon mal erlebt haben, was ein Vertrauensbruch auslösen kann

Für alle, die Führung nicht als Status, sondern als Dienst am Menschen verstehen

🎧 Jetzt reinhören, weiterdenken – und inspiriert führen:

Führen mit Herz und Verstand – überall, wo es Podcasts gibt!

Links: Arbeitsblatt Erwartungsmanagement https://im-nu.com/wp-content/uploads/2025/01/Arbeitsblatt-Erwartungsmanagement-im-nu.com_.pdf

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Transkript anzeigen

00:22:04: Pascal Ja, ja. Normen Ulbrich Ich habe mal ein Interview gelesen mit dem Herrn Grupp. Ich glaube, Grupp heißt der. Pascal Ja, ja. Normen Ulbrich Das ist jetzt nicht so mein schillerndes Vorbild für Führung und Kultur. Aber dieser Teil aus dem Interview, den fand ich ziemlich cool. Denn der ist gefragt worden, wie er mit falschen Entscheidungen umgeht, die er getroffen hat. Und da hat er ein bisschen entgeistert quasi geguckt und hat gesagt, ich treffe keine falschen Entscheidungen, ich treffe nur richtige Entscheidungen. Aber warte, warte, also genau, das war auch meine erste Reaktion. Ich dachte, boah, was soll das denn? Ganz schön arrogant. Und dann sagt er, naja, wissen Sie, wenn ich eine Entscheidung treffe, dann treffe ich die Entscheidung jetzt. Und dann halte ich sie jetzt für richtig. Und wenn ich in einer Woche zu dem Schluss komme, dass die Entscheidung nicht mehr richtig ist, dann treffe ich eine andere und die halte ich dann für richtig. Und in dieser Logik quasi trifft er dann nur richtige Entscheidungen, aber die kann man dann durchaus zurücknehmen. Normen Ulbrich Und das fand ich dann wiederum ziemlich cool. Pascal Das ordnet es definitiv gut und richtig ein und das kann man auch so unterschreiben. Jetzt müsste man hier sicherlich fragen, aber er steht an der Spitze des Eisberges. Normen Ulbrich Ja. Pascal Würden die Antworten seine Führungskräfte genauso geben? Und wie würde er dort mit richtigen oder mit falsch, sich rückwirkenden, als falsch erwiesene Entscheidung umgehen?Das müsste man seine Führungskräfte mal fragen. Das war eine spannende Frage. Aber das hat natürlich auch was mit Vertrauen zu tun. Auch was man ja selbst als Führungskraft wiederum von seiner Führungskraft auch genießt. Erhält man die nötige Beinfreiheit. Normen Ulbrich Genau, auch. Pascal Genau. Normen Ulbrich Und wie schaffst du das, dieses Vertrauen in deinem Team zu erinnern oder in deinen Teams? Du hast ja jetzt viele geführt. Pascal Ja. Normen Ulbrich Ich schätze bei dem Neuen, was du jetzt führst, also da wirst du ja noch in einem Prozess sein nach einem halben Jahr. Pascal Ja. Normen Ulbrich Aber was tust du dafür? Wie schaffst du das, Vertrauen aufzubauen? Also in mein jetziges Team bin ich reingekommen und erlebe absolute Profis, die schon lange dabei sind, die einen tollen, tollen Job machen, die das Unternehmen, die die Organisation perfekt kennen, Und das erstmal anzuerkennen und auch Fragen zu stellen und ich glaube, ich werde mir da nicht, täglich bin ich mir da nicht zu fein zu sagen, ihr müsst mich da jetzt nochmal abholen, ich habe es nicht verstanden. Pascal Ich glaube, das ist der erste Weg, also nicht daher zu kommen, irgendwie so wie der Messias da irgendwie niederzusteigen und zu sagen, also ich habe ganz viele Erfahrungen, ich sage euch jetzt, wie das hier geht. Pascal Das hat auch was mit Wertschätzung zu tun. Und ich erkenne erst mal an, da sind absolute Vollprofis, die einen super Job machen. Und ich möchte das verstehen. Aber natürlich bringt man auch Erfahrungen mit. Und die bringe ich natürlich auch ein und sage, Mensch, habt ihr schon mal hiermit und damit Erfahrungen gemacht? Oder bringe dann eben ein, dass wir uns schon mal ausprobiert haben, womit wir auch gescheitert sind. Aber was hier sich vielleicht ganz gut machen würde. Ich glaube, diese Offenheit und Interesse an Menschen. Also ich möchte auch wirklich die Menschen kennenlernen. Wie ticken die? Und ich fand das immer spannend. Ich bin ja Papa von vier Kindern. Und ich rede natürlich auch abends von meiner Arbeit. Und meine Kinder kennen die Menschen, mit denen ich tagtäglich arbeite, beim Namen. Auch wenn sie sie teilweise auch noch nicht getroffen haben. und wissen aber, von wem ich spreche. Eine andere Erfahrung, die ich gemacht habe, das war damals bei der Polizei. Da war das unter ganz anderen Vorzeichen. Da ist diese Stabstelle Kommunikation der sächsischen Polizei sozusagen nach viel leidiger Erfahrung, dass Polizeiarbeit sich ändern muss, sich neuen Gegebenheiten anpassen muss, damals ins Leben gerufen worden. Und ich begann, mit drei Leuten vom Social Media Team der Polizei, die es gab, und mir. Und der Auftrag war, da am Schluss ein Team aufzubauen, das knapp 20 Mitarbeiter am Ende hatte. Und am Schluss hatten wir ein sehr heterogenes Team, sowohl aus Polizistinnen und Polizisten, als auch von Leuten, die wir von außen geholt haben, wo dann vor allem die Erfahrung im Kommunikationsbereich zählte. Und das war unglaublich spannend. Also Leute, die von außen kamen, die auf einmal in diesem System Polizei sich zurechtfinden mussten, aber mit einer tollen Expertise, mit tollen Ideen von außen kamen. Und das hat uns wirklich zusammengeschweißt. Und dann sind es gerade auch diese Krisenzeiten, die wir da auch zur Genüge durchleben und durchleiden mussten, die extrem zusammengeschweißt haben. Und ich sage aber auch, es macht was mit einem, wenn man so ein Team am Ende verlässt oder auch wie in meinem Fall dann verlassen musste. Das macht was mit einem. Aber ich stehe bis heute mit allen in Kontakt und mag das total, wenn wir uns da auch immer noch austauschen und auch freundschaftlich treffen. Das hinterlässt ein gutes Gefühl. Aber damals so ein Team aufgeben zu müssen, was man selber über drei Jahre aufgebaut hat, das hat mich selber ein ganz schönes Loch gerissen. Das gehört zur Wahrheit auch dazu. Normen Ulbrich Was war der Hintergrund, dass du da saß, gehen musstest? Es gab damals die Entscheidung, so richtig war es bis heute nicht, weil man es mir nie eröffnet hatte. Offenbar hat sich ein bis dato gutes Verhältnis mit dem damaligen Minister entzweit und irgendwann erfuhr ich über Umwege, dass ich sozusagen mein Nachrichtkommando übergeben soll. Man hat zwar damals mit einer karrierefördernden Maßnahme begründet, das war aber für mich irgendwie vorgeschoben. Das hat damals viel mit mir gemacht. Ich habe da, glaube ich, wirklich zwei Jahre dran geknabbert. dass ich dann eine neue, tolle Chance bekommen habe, auch in ein anderes Team zu kommen. Und das fängt dann auch wieder auf. Aber so diese erste Zeit oder die ersten zwei Jahre, das macht schon was mit einem. Und dabei wäre es völlig in Ordnung gewesen. Also Kommunikation bedeutet auch immer, Vertrauen zur eigenen Führung zu haben und auch umgekehrt. Die eigene Führung muss auch Vertrauen zu mir haben. Das kann auch verloren gehen. Und dass dann ein Minister nicht mit mir diskutiert, also einer von uns beiden, das passt nicht mehr, einer von uns beiden müsste gehen, dann ist völlig klar, wer das sein wird. Normen Ulbrich Ja. Pascal Also das habe ich immer sportlich gesehen. Aber dann einfach auch ehrlich zu sein und zu sagen, an welcher Stelle ist jetzt hier, ist man nicht mehr zufrieden. Das hat es nicht gegeben und das war eigentlich so das, was ich mit mir rumgeschleppt habe. Aber ich glaube, das ist auch etwas, was nicht ganz unüblich ist, was viele Leute im Kommunikationsbereich in einem politischen Kontext irgendwie durchgemacht haben, leider auch erfahren mussten. Normen Ulbrich Also ich glaube, dass ich habe so ein schönes anderes Beispiel. Pascal Ja. Normen Ulbrich Da begleite ich ein Unternehmen schon sehr, sehr lange und Also ich sage mal, dass es Trennungen gibt. Du hast das ja eben auch gesagt, du siehst ja sportlich. Also da würde ich sagen, ja, natürlich. Weil ich meine 50 Prozent, das ist immer mein Bild, 50 Prozent aller Ehen werden geschieden. Pascal Genau. Normen Ulbrich Also... Also auch meine erste Ehe wurde geschieden und dann denke ich immer, hey, und da geht es um Gefühle, um Liebe, da geht es um Häuser, um Kinder, um Zukunftsbilder und um so eine Sachen und da trennen sich 50 Prozent der Menschen und jetzt ist doch meine Erwartungshaltung nicht, dass bei einer Geschäftsbeziehung das jetzt nicht passieren darf. Also. Das halte ich für total vermessen und also auch wirklich unrealistisch. Pascal Ja. Normen Ulbrich Und da habe ich das erlebt, die haben so eine Kultur entwickelt tatsächlich, so eine Trennungskultur, würde ich sagen. Also die arbeiten sehr intensiv über Erwartungen und Erwartungsmanagement und im Prinzip weiß, oder das Ziel ist zumindest, ob das dann gelingt immer, das... Das ist vermutlich nicht so, aber das Ziel ist, dass jeder eigentlich zu jeder Zeit weiß, wo er steht und quasi das Ganze über Erwartungen so transparent kommuniziert wird, also er wird sehr viel, sehr intensiv kommuniziert, dass du im Prinzip, also ich überspitze mal etwas zu dem Kündigungsgespräch, was dein Chef mit dir führt, mit deiner Kündigung hingehst, weil du sagst, heute ist es soweit. Pascal Ja. Normen Ulbrich Wo klar ist das so. Pascal Aber du hast völlig recht. Und das war übrigens eine Frage, die mich damals wirklich mitunter nachts wachgehalten hat. Also stehe ich noch in der Gunst? Habe ich noch das Vertrauen? Das hat mich echt umtrieben. Und dann ist es halt auch wichtig, sich einfach ehrlich zu machen. Normen Ulbrich Ja. Pascal Also dann selber nachzufragen. Das war eigentlich das Schlimme damals, als ich dieses Gerücht an mich herangetragen wurde und ich dann selber eine Nachricht an den damaligen Minister, ist längst nicht mehr im Amt, geschrieben habe, ich habe gehört, ich soll von meinem Posten entbunden werden, ist dem so. Und dann irgendwie erst Tage später zu einem Gesprächstermin eingeladen zu werden, das fand ich einfach unwürdig. So muss ich es einfach sagen. Und so würde ich selber nie mit Leuten umgehen wollen und ich möchte das auch so nicht wieder erleben, dass es sich entzweien kann. Und was du genau sagst, die Jobs, die wir machen, das macht man doch mit voller Emotion, mit Herzen. Und genau wie man eine Beziehung, eine Ehe führt, so tut man das auf eine andere Art und Weise, entwickelt man auch eine Liebe für seinen Beruf. Und gerade...in einem Kommunikationsbereich, der auch hochdynamisch ist und mit Krisen behaftet und eben kein Job ist, der irgendwie 9 to 5 geht. Das geht nur, wenn man eine hohe emotionale Bindung hat. Aber das zahlt natürlich auch negativ darauf ein, wenn diese Bindung irgendwann verloren geht oder einseitig womöglich aufgekündigt wird. Das geht dann auch nicht spurlos an einem vorbei. Normen Ulbrich Ich würde da gleich nochmal hingucken. Mich würde interessieren, was du da gemacht hast. Ich habe noch ein schönes Zitat von, also auch sehr militärisch hier heute bei uns beiden, von General Schwarzkopf, Norman Schwarzkopf. Pascal Ja. Normen Ulbrich Der hat mal gesagt, Führung ist eine kraftvolle Mischung aus Strategie und Vertrauen. Aber wenn du ohne eins von beiden auskommen musst, verzichte auf die Strategie. Und das finde ich, das passt gut zu dem, was du sagst, und das sagt ein Stratege quasi. Also der, ich glaube, Irak, den Irakkrieg hat der als Militär quasi verantwortet. Und selbst der würde sagen, Vertrauen ist essentieller. Pascal Ich habe es mir zumindest dann für heute, also aus der Erfahrung heraus, Normen Ulbrich Vertrauen hat ja diese Komponenten, hast du ja auch schon gesagt, nicht nur quasi in meine Mitarbeitenden, sondern auch, dass die Mitarbeitenden das in mich haben. Wie bist du mit diesen schlaflosen Nächten als Bild, wie bist du damit umgegangen für dich? Normen Ulbrich Wie hast du das bearbeitet? Pascal dass ich sowas nicht wieder durchleben wollen würde, sondern deutlich eher dann auch zu eigenen Vorgesetzten den Draht sofort suchen würde, wenn dieses Gefühl aufkommt. Damals hat man das irgendwie gescheut oder zu jung, ja, hat man sich da... Normen Ulbrich Also du hattest das Gefühl schon irgendwie, da ist Pascal Dieses Gefühl kam schon auf in einem. Genügt man? Auf der anderen Seite hat man sich, ich bin da durchaus auch reflektiert. Ich fahre jeden Abend, wenn ich nach Hause fahre, denke ich über den Tag nach. War das gut? Wirst du mit dem Wissen von heute dieselbe Situation nochmal so nachgehen? Da denke ich schon drüber nach. Aber ich war für mich fein mit dem, was wir dort auf die Beine gestellt haben und vor allem unter welchen Druck und auch unter welchem persönlichen Einsatz, dass ich eigentlich als dieses Gerücht erst aufkam, eigentlich für lächerlich hielt, weil wir, weil wir echt insgesamt als Team da eine gute Performance abgeliefert haben. Aber man weiß manchmal nicht, was sich in anderen Köpfen entwickelt. Und so kam da schon irgendwie ein Gefühl auf, dass hier irgendwas im Argen liegen könnte. Aber ich konnte es für mich damals nicht auflösen, zumindest mit meinen 50 Prozent. Normen Ulbrich Okay, also Familie war so ein Schlüssel für dich, oder? Pascal Aber es war echt eine sehr herausfordernde Zeit und da möchte ich auch mit meiner Frau nicht tauschen, die mich irgendwie da gut durchbegleitet hat. Familie ist definitiv ein Schlüssel. Also ich habe ja vorhin gesagt, ich bin sicherlich jemand, der sich auch über das, was er beruflich macht, auch ein Stück weit definiert. Aber Familie ist immer das, was immer da sein wird, wenn man abends nach Hause kommt. Und gerade wenn man Jobs macht, die von einer besonderen Herausforderung, also auch sowohl zeitlicher Natur geprägt ist, als auch das, was einen umtreibt und man eben nicht, gerade im Kommunikationsbereich, wie soll ich sagen, unbedingt in der Lage ist, abends dein Handy auszuschalten und es erst morgens wieder anzuschalten. Das geht nur, wenn auch die Familie dahinter steckt oder dahinter steht. Und das war mir immer wichtig. Ich habe immer zu meiner Frau gesagt, wenn wir an den Punkt kommen, wo du das nicht mehr kannst, was ich sogar mehr als nachvollziehen könnte, sag es mir bitte rechtzeitig. Normen Ulbrich Okay, also am Ende nicht das, was der Minister gemacht hat, sondern dann zu intervenieren. Pascal Genau. Normen Ulbrich Also ich finde, ich weiß nicht, ob du die teilst, also jetzt hast du sie ja hier vor großem Publikum geteilt, aber eigentlich ja ein schönes Bild für diesen Mut, würde ich sagen, aus euren Führungsleitlinien jetzt bei der AUK+. Im Grunde braucht es ja für so ein Gespräch Also entweder kann ich vielleicht noch was klären oder vielleicht auch nicht. Vielleicht gab es irgendeine Situation, die dazu führt, dass ich sage, nee, also das Vertrauen zwischen uns ist weg. Aber im Prinzip braucht es da ja Mut für, so ein Gespräch zu führen. Genau. Pascal Definitiv. Und ich habe dieses Gespräch bis heute irgendwie vor meinen Augen, dass ich damals gefragt habe, ich habe es glaube ich genauso auf den Punkt gebracht, hier steht so ein Elefant für mich im Raum, bitte benennen Sie ihn mir. Aber da kam dann auch nichts mehr und da wusste ich dann auch für mich, dann war man auch an dem Punkt, wo ich sage, vielleicht ist jetzt hier wirklich zu Ende. Normen Ulbrich Ja, genau. Pascal Dann ist es für beide Normen Ulbrich Ich versuche, unabhängig von dem Menschen, mit dem du das erlebt hast, aber es ist halt ein schönes Bild, weil es sozusagen zeigt, dass Führung halt auch diese Aspekte hat und dass Mut, also aus meiner Sicht auch wirklich eine ganz wichtige Führungsbedingung, Pascal Ja. Normen Ulbrich Eigenschaft oder eine Verhaltensweise ist, wo der eine halt, das habe ich ja vorhin schon gesagt, mehr für kämpfen muss als andere. Pascal Genau. Und nochmal, dieser Mut ist ja auch, nicht nur diese Fragen zu stellen, sondern als Führungskraft kommt man ja selbst in Situationen, wo man mit eigenen Teammitgliedern irgendwann ernste Gespräche führen muss und sagen muss, unsere Reise geht hier wahrscheinlich in unterschiedlichen Richtungen weiter. Und natürlich ist das unangenehm. Ich kann mir nicht vorstellen, zumindest für mich nicht, dass das irgendwie Freude bereitet, aber Es so zu gestalten, dass alle Beteiligten dort, wie soll ich sagen, gesichtswarnt herauskommen, dass es auch eine Chance für einen Neuanfang innerhalb des Teams, aber auch für den Betroffenen sein kann. Das gehört dazu, aber eben auch Emotionen zuzulassen, auch des anderen. Dass der Dinge auch anders sieht, das gehört zur Wahrheit auch dazu. Und ist auch nachzuvollziehen. Normen Ulbrich Ja, und das meine ich, das ist dann nicht für jeden gut aushaltbar. Pascal Genau. Normen Ulbrich Und das würde ich sagen, passiert auch nicht nur in einem politischen Kontext, sondern auch in ganz vielen Unternehmen, dass Dinge dann… einfach quasi präsentiert werden, wenn sie fertig sind, anstatt zu einem Zeitpunkt darüber zu sprechen. Und ist vielleicht, wenn ich so drüber nachdenke, am Ende in meiner ersten Ehe eigentlich genauso passiert. Die Probleme haben wir erst benannt, als es schon viel zu spät war, wo du an nichts mehr rumdoktern konntest. Pascal Ja, ja. Schön. Normen Ulbrich Es war dann nur noch die Trennung. Und jetzt in unserem Fall hatten wir dann das Glück, dass wir uns eine zweite Chance geschenkt haben ein paar Jahre später und dann auch noch mal geheiratet haben. Aber im Grunde ist das ja auch im beruflichen Kontext eher die Ausnahme, also im Privaten. Pascal Genau. Aber wie gesagt, das irgendwie für sich zu reflektieren, also ich sage ja, das war damals echt eine schwere Zeit. Das hat lange, weil es auch alleine, dass man ein Team verliert, wie gesagt, was jeden Abend an unserem Abendbrot-Tisch zu Hause in der Familie präsent war. Meine Kinder kannten alle, meine Frau wusste, von wem ich spreche. Wenn du das verlierst auf der einen Seite, was du selber aufgebaut hast, Und auch diese Themen, die wir hatten, das war dann wirklich, als ob man so einem Junkie die Nadel aus dem Arm zieht. Und ich hatte danach auch einen spannenden Job, hatte eine tolle Chefin. Aber das war nicht Kommunikation, das war nicht für das, für das ich wirklich brenne und irgendwie jeden Tag antrete. Und ich bin manchmal nach Hause gekommen und bin hier irgendwie um 16, 17 Uhr wie so ein alter Mann auf der Couch eingeschlafen. Und das waren dann auch so wenig hilfreiche Tipps, so aus dem Bekanntenkreis, die dann sagten, Mensch, du hast vier Kinder, ey, dann guck mal, bist du bei Zeiten zu Hause, dann suchst du dir mal noch ein schönes Hobby. Aber ich persönlich, für mich, kann mir nicht vorstellen, tagtäglich irgendwo hinzugehen, wo ich den Sinn nicht dessen begreife, was ich da tue. Ich kann nur alles geben oder eben nichts. Und dann haben wir, dann taten sich irgendwann neue Türen, Möglichkeiten auf. Es ist ja oft so im Leben, eine Tür geht zu und zwei, drei andere öffnen sich. Normen Ulbrich Muss ihn noch sehen, ne? Pascal Und man muss sie nur sehen und man muss Geduld haben und auch auf sich und seine eigenen Stärken auch vertrauen.Mit der Geduld hapert es dann manchmal so. Aber am Schluss hat sich alles irgendwie gefügt und es ist dann, das war keine schöne Zeit, Aber es war am Schluss zu irgendetwas gut. Und auch, wo man dann heute steht, auch mit der Erfahrung und was es einen auch selbst weitergebracht hat. Ja, Dankbarkeit ist vielleicht das falsche Wort, weil die Situation hätte ich mir tatsächlich gerne erspart. Aber es ist alles gut, so wie es ist. Und ich bin jetzt damit fein und freue mich einfach jetzt über die Herausforderung, die man hat. Und versuche mir dieses Wissen mitzunehmen und mir zu sagen, du hast sich damals über Leute geärgert, wie man mit einem umgegangen ist, du hast jetzt die Chance, das selbst anders und besser zu machen. Normen Ulbrich Genau, das hast du ja als Führungskraft jeden Tag eigentlich im Umgang mit deinen Mitarbeitenden. Pascal Genau. Normen Ulbrich Was sind, also ein paar hast du jetzt quasi schon indirekt zumindest angesprochen, was sind noch so Werte, die aus deiner Sicht für Führungsarbeit wichtig, notwendig sind? Also Vertrauen, ganz wichtig, Verlässlichkeit. Pascal Ein hohes Gut, dass man sich auch mit breiter Brust vor die eigenen Leute stellt, aber auch genauso kritisch miteinander umgeht und sagt, wir müssen miteinander sprechen, Haben wir hier wirklich das Optimum erreicht? Wo können wir besser werden? Was sind unsere Lessons learned, wie es so schön heißt? Auch dieser Anspruch, möglichst keinen Fehler zweimal zu machen. In der Regel klappt es ganz gut, aber manchmal muss man sich auch wieder vergegenwärtigen. Und ich glaube auch einfach, einfach menschlich zu sein, das ist mir echt wichtig. auch innerhalb meines Teams. Ich kann mich erinnern, als ich damals bei der Polizei war und das war noch vor Corona, wie Vorgesetzte oder ich manchmal so ein bisschen von anderen Führungskräften dafür belächelt wurde. Ich habe ja vorhin gesagt, das war ein sehr diverses Team, auch junge Frauen dabei, die entweder schon Kinder hatten oder dann auch Kinder bekamen und ich mir manchmal anhören musste, wenn wir dann neue Kolleginnen im Team hatten, da wurde eine junge Frau eingestellt, der denkt dran, die werden alle schwanger. Und beim ersten Mal habe ich das so ein bisschen weggeatmet für mich und beim zweiten Mal habe ich dann auch darauf entgegnet, ich sage, ich hoffe es, weil sonst sterben wir irgendwann aus. Normen Ulbrich Ja, genau. Glück für uns. Pascal Dann habe ich aber dann irgendwann auch mal zu mancher Führungskraft gesagt, Ganz ehrlich, lass uns doch diese Sprüche einfach bleiben. Ich weiß, dass ich meinen, das, was ich immer gemacht habe und heute mache, den Job hat meine Frau genauso mitgemacht und meine Familie. Und ich könnte abends nicht nach Hause kommen und meiner Frau in die Augen schauen, wenn ich solche Denkweisen hätte. Also die junge Frau, auf die verzichtest du besser, weil die könnte ja schwanger werden und fällt aus und dann musst du dich um Ersatz kümmern. Das sind so Debatten oder Vorstellungen, die ich überhaupt nicht habe. Und wie gesagt, wenn sie in mir aufkeimen würden, müsste mir meine Frau wirklich auf den Hinterkopf schlagen dafür. Also stellt sich so eine Frage gar nicht. Und damals in dieser Vor-Corona-Zeit, weiß ich noch, hatte ich auch junge Mütter bei mir im Team, die dann sagten, dass ich kindkrank. Ich war nachher echt stolz drauf. Ich hatte so gut wie keine Kindkrankheitstage im Team. Weil ich zu denen dann gesagt habe, passt auf, guckt doch mal die ersten ein, zwei Tage, ob ihr das gehandelt bekommt und ihr versucht, ich ging es gerade so um kreative Prozesse, Videoschnitt und Bildbearbeitung, Grafiken und so weiter. Schaut doch mal, ob ihr das irgendwie auf den Abend verlegen könnt, wenn die Kleine, der Kleine vielleicht irgendwie schläft. Und das hat echt gut funktioniert. Oder Frauen, auch so mein Lieblingsthema, wenn Frauen irgendwie die Zahl der Arbeitsstunden reduziert haben von 40 auf 35, wo ich dann, wenn der Antrag kam, ich konnte das total verstehen, wenn ich gefragt habe, wollt ihr das wirklich? Weil eigentlich ist es Beschiss an euch selbst. Wir machen ja keine Fließbandarbeit. Also ich kann jetzt nicht runterrechnen, du drehst jetzt irgendwie reduziert um fünf Stunden nur noch so und so viel Kugelschreiber zusammen. Das machen wir ja nicht. Wir machen kreative Prozesse, wir machen Kommunikation. Und ich habe gerade Mütter erlebt, also zumindest die, die ich erlebt habe, keiner kann besser mit dieser Ressource Zeit umgehen, Und die Dinge handeln, da ich gesagt habe, also wenn es jetzt nur um eure Sicherheit geht, für eure Kinder da zu sein und trotzdem eurem Job gerecht zu werden, dann finden wir andere gute Lösungen. Und wie gesagt, so manche Mutter im Team mit Kindern war dort deutlich, wie soll ich sagen, effizienter in ihrer Arbeit als so mancher Kerl. Normen Ulbrich Ja, das ist wahrscheinlich heute in deinem jetztgehenden Umfeld auch einfacher, solche individuellen Regelungen zu treffen. Pascal Und insofern habe ich das immer geschätzt und auch immer gefördert. Ja. Normen Ulbrich Und auch Corona hat dann natürlich vermutlich in deinem Bereich, wo du tätig bist, ja auch viele Chancen eröffnet, da in remote zu arbeiten und Pascal Gott sei Dank. Aber auch das ist ja für viele. Ich meine, ich hatte damals auch Vorgesetzte, für die irgendwie, wer nicht in seinem Büro sitzt, der arbeitet nicht. So als in der Corona-Zeit die Büros ausgekehrt werden mussten, war das häufig so, wobei ich tatsächlich sehr gerne im Büro bin. Einfach so dieser kreative Moment, früh irgendwo hinzufahren, auch Kollegen um mich herum zu haben. Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, ich habe jetzt auch ein Team, was an drei Standorte in zwei Bundesländern verteilt ist. Und ich merke nicht, ob die Kolleginnen und Kollegen eine Etage unter mir sitzen oder ein Büro weiter oder 150 Kilometer weiter, weil wir den ganzen Tag in so einem engen Verhältnis miteinander stehen, gerade über Remote-Arbeit, also Wir nutzen Teams. Ich habe Chats eingeführt und das bietet uns einfach gute Möglichkeiten, miteinander den ganzen Tag im Austausch zu stehen und dieses Gefühl zu haben. Natürlich ist es noch schöner, auch zusammen Mittagessen zu gehen oder zusammen Kaffee trinken zu gehen. Aber die Möglichkeiten bieten sich ja doch schon sehr gut offline oder online miteinander zu arbeiten, wobei ich dann auch immer wieder sage, man muss auch gute Möglichkeiten schaffen, es auch immer wieder offline zu verstärken, sich zu sehen, sich zu treffen. Normen Ulbrich Genau, aber das Verstärken, würde ich sagen, das ist quasi das, was der Schlüssel ist. Ich hatte mal jemanden, der erzählte mir, ich weiß gar nicht, von seinem Bruder… der bei einer großen Versicherung gearbeitet hat. Und dann hatten die immer, haben die irgendwie vier von fünf Tagen Homeoffice, glaube ich, gehabt. Pascal Ja. Normen Ulbrich Und an dem, weiß ich nicht, Mittwoch haben die dann alle immer Büropflicht gehabt. Das war sozusagen so der Büropflichttag. Und da ist dem dann zahlenmäßig der Einführungskraft dann irgendwie wohl aufgefallen, dass da die Produktivität sinkt. Und dann habe ich so zu denen gesagt, naja, also hoffentlich, weil wenn die denn nur einen Tag die Woche zusammen sind, dann sitzen die ja hoffentlich nicht alle an ihrem Rechner und arbeiten an ihrem Rechner, sondern... Pascal Genau. Normen Ulbrich machen dann das, was halt nur im Büro möglich ist, ja, Kaffee, Meeting, keine Ahnung, zusammen kochen, whatever. Pascal Genau. Also ich, wie gesagt, ich Normen Ulbrich Und das hat aber diese Führungskraft, fand das wohl nicht so gut und hat dann quasi diese Zeitverschwendung unterbunden und also hat natürlich dann damit diesen gemeinsamen Tag irgendwie aus meiner Perspektive Absurdum geführt, ne. Pascal Kommunikation ist für mich ja immer auch was Kreatives. Und wann können Menschen kreativ sein? Ich meine, wie gesagt, wir waren häufig auch in Krisensituationen, wo man es auch auf Druck sein musste. Normen Ulbrich Ja. Pascal Aber um mal so auszudrücken, in Friedenszeiten, von wo aus jemand einen guten Job macht. Und da sind wir wieder auch beim Thema Vertrauen. Ich stehe doch nicht den ganzen Tag bei jemandem im Büro und schaue ihm über die Schulter, ob er jetzt das Richtige tut. das Vertrauen muss ich einfach haben und das möchte ich auch einfach haben. Ich möchte mir da gar keine Gedanken zu machen. Und das hat mich persönlich immer geprägt. Dort, wie soll ich sagen, wirklich lange Leine. Die Leute sollen doch wissen, was ist ihre Position? Was wird von ihnen erwartet? Was ist ihr Job? Wie haben sie den zu erfüllen? Und da möchte ich mich auch gar nicht in so ein Mikro-Management irgendwie reinbewegen. Was hast du, dass irgendjemand am Ende des Tages sich irgendwie erklären muss, was hätte er denn heute erreicht? Normen Ulbrich Ja, das finde ich gut. Normen Ulbrich Ich packe nochmal in die Shownotes. Wir haben so ein Arbeitsblatt entwickelt für das Thema Erwartung. Pascal Ja. Normen Ulbrich Das packe ich nochmal mit in die Shownotes. Pascal, du, dann würde ich sagen, wir kommen mal zu unserer Abschlussfrage. Pascal Ja. Normen Ulbrich Und die ist ganz dicht an deinem Job dran, denn ich stelle meinen Gästen und Gästinnen immer folgende Frage am Ende. Welche Pressemeldung würdest du gerne von dir, deinem Unternehmen oder über das Thema Führung, Kultur in den nächsten zwölf Monaten lesen? Pascal Da fragt mal jemanden, der schnell eine Überschrift textet. Aber ich würde gerne lesen, dass die Menschen, die bei uns arbeiten und was für die alles dafür tun, dass ihre Versicherten gut und gesund leben und dass sie das mit so viel Engagement, Herzblut und Liebe machen, dass das auch wirklich bei unseren Kundinnen und Kunden tagtäglich ankommt. Das ist jetzt keine gute Überschrift. Normen Ulbrich Das macht nichts. Pascal Da muss ich noch mal drauf dran rumfallen, wie der Küchenruf sein könnte. Aber ich glaube, dass wir mit dem, was wir tun als Führungskräfte gegenüber unseren Teams, das muss auch spürbar sein am Schluss für die, für die wir es ja eigentlich tun, nämlich unsere Kundinnen und Kunden. Und ich glaube, nur jemand, der zufrieden und mit viel Spaß zur Arbeit kommt, auch wirklich einen guten Job für die Menschen leisten kann. Normen Ulbrich Das glaube ich auch. Du, das wird eine tolle Pressemeldung, die wir da in zwölf Monaten lesen. Pascal Um Himmels Willen. Wir geben alles dafür. Normen Ulbrich Die Augen offen. Pascal, ich danke dir ganz herzlich für die Insights, für deine Offenheit. War ein tolles Gespräch mit dir. Pascal Ich danke dir für die tolle Zeit.

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